Bürokratie bremst Unternehmen aus: Entlastungen gefordert
Regionale Unternehmer tauschen sich im Gremium aus – Schwerpunkt auf KI
Je nach Betrieb und Branche stehen die Unternehmen im Landkreis Dingolfing-Landau vor unterschiedlichen Herausforderungen – aber viele grundlegende Probleme betreffen alle. Wo die Unternehmer den dringendsten Handlungsbedarf sehen, wurde bei einer Sitzung des IHK-Gremiums Dingolfing-Landau vergangene Woche bei der VR-Bank Landau-Mengkofen in Pilsting deutlich. Das meistgenannte Stichwort in der Sitzung war dabei: Bürokratie. Die Gremiumsmitglieder sammelten unterschiedliche Beispiele für einengende Vorgaben oder zeitraubende Dokumentationspflichten, klar wurde aber in der Diskussion vor allem: Die Bürokratiebelastung bremst nicht nur die Betriebe aus, sondern ist ein Negativfaktor für den gesamten Wirtschaftsraum. „Wir müssen unsere Region aber attraktiv machen für die Welt“, bekräftigte ein Unternehmer im Gremium – für Investitionen, für Unternehmensgründungen und -erweiterungen oder etwa für Fachkräfte aus dem Ausland. Doch hohe Kosten, Infrastrukturmängel und eben die Bürokratiebelastung stehen dem entgegen und untergraben die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Hinzu kommen Herausforderungen beim Thema Personal, die von den Unternehmern geschildert wurden, von Fach- und Arbeitskräftemangel bis zum Trend zur Teilzeit. „Notwendig ist ein Bewusstsein dafür, dass wir mehr arbeiten müssen und nicht weniger, um aus dem Tief herauszukommen“, sagte dazu der stellvertretende Gremiumsvorsitzende Andreas Moßandl.
Großes Vertrauen, dass eine neue Bundesregierung bei der Bürokratie entscheidende Entlastungen schafft, war im Gremium nicht spürbar. „Man hat den Eindruck, dass die Politik bisher vor dem Thema kapituliert hat. Der Handlungsdruck ist jetzt aber sehr hoch“, verdeutlichte IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner. Deswegen schalte sich die IHK in die laufenden Koalitionsverhandlungen ein – aus dem IHK-Bezirk heraus über die regionalen Abgeordneten in den jeweiligen Arbeitsgruppen, gemeinsam mit den 79 IHKs bundesweit und nicht zuletzt mit der DIHK als Vertretung der deutschen Wirtschaft in Berlin. Ein wichtiges Ziel dieser politischen Arbeit der IHK benannte der Gremiumsvorsitzende, IHK-Vizepräsident Max Georg Graf Arco auf Valley: „Wir brauchen Regelungen, die den Unternehmen mit mehr Vertrauen begegnen.“ Die Unternehmer im Gremium Dingolfing-Landau forderten gemeinsam mit ihrem Vorsitzenden eine funktionierende Verwaltung, die schnell und effizient arbeitet und die Wirtschaft unterstützt, anstatt sie zu behindern. Das sei eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch in der alltäglichen Auseinandersetzung der Betriebe mit der Bürokratie zeige sich ein anderes Bild.
Eine weitere Erkenntnis aus dem Gremium: Zunehmend setzen die Unternehmen auch Künstliche Intelligenz (KI) ein, um der Bürokratiebelastung zumindest etwas Herr zu werden. IHK-Bereichsleiter Karl Heinz Friedrich griff das für den fachlichen Teil der Gremiumssitzung auf. Er erläuterte die Potenziale von KI für die ganz konkrete Anwendung im Unternehmen, mit Beispielen wie der Entwicklung neuer Ansätze im Geschäftsmodell, der Marktbewertung und Analyse von Geschäftsdaten oder der nahezu automatischen Erstellung aussagekräftiger Präsentationen. Die Gremiumsmitglieder steuerten weitere Praxisbeispiele zu, so setzen die Unternehmen KI beispielsweise bereits erfolgreich für die Bilanzanalyse, die Beantwortung von Kundenanfragen per Telefon, die Kaufpreisermittlung oder im Marketing ein.